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                                   Jugendschwarm  1979 -1991

(Erinnerungen an die Schwester eines                   
Schulfreundes zwischen 1979-1991.)                  

Du kommst nach Haus,
kommst scheinbar nach mir schauen.
Du trägst die Farben grün und rot und seichtes braun.

Hast Dich mit mir im Keller eingeschlossen,
verbindest mir die Augensicht...
...mit Deinen Sommersprossen!
Legst mir an die Rössleinzügel
und immer schneller
vergeht die Zeit von einst bis heut',
wie papierne Windmühlenflügel.

Geheim ist noch das fremde Land,
hinter jenen Sommerhecken,
bis dessen Duft gerochen,
und, um einmal durchgekrochen,
im warmen Sand
nun spielend frei das Neue zu entdecken.

In des Frühlings Maien Sinne
sind wir geschwind dabei.
Geschickt, wie ein Lamm die Welt erblickt im Heu,
klingt Deine Stimme übers Feld
und kündet neu.

Und bald darauf stehst Du im Bühnenlicht,
tanzt und spürst Dein Publikum,
greifst mir die Zukunft aus den Roben schon.
Es lässt mich jene Silhuetten sehen,
lässt aus Deinen Gewändern Träume wehen.
Doch jenes Saales Netze Gewicht,
weisen, von oben gewoben,
hinab in alle unteren Räume und Plätze.
Ja, sie wussten, was sie taten -
und haben uns alle in die Ehrfurcht hinein verraten...
Liessen sie grad' Dich die Piruetten drehn?

Doch du tröstet im Vorübergehen,
und ich lausch Dir in so mancher Kerzenstunde,
in kleiner Runde, abendschwer.
Warum weinst jetzt Du, wenn nur ich allein
Dich singen hör'?

Schaust mich an verloren,
nimmst es auf, spontan und schnell
sogar mit meinem Vater.
Trägst der Andren als des Deinen Los
und streichelst doch dem Hasen übers Fell
und den Kater bei den Ohren bloss.

Dort wo die Weiden sich im Frühling wiegen
schwebst Du im Floss mit mir,
stösst uns von den Ufern los
und illustrierst ganz im Vergnügen
die seichten Wellen
mit Deinem leichten Lachen -
und ich hör dich sagen:
Einen Jux will ich mir machen!
Und Dein Spiegelbild
erorbert wild die Quellen.

Ich kenne Deine Strategien übereck,
das Spiel der Farben und der Zahlen im Versteck.
Mit bewusstem Blick mir gegenüber.
In jenen klaren Mädchentagen
hast Du all meine Fragen erraten!

Ich kenn' Dich wütend und allein,
ich kenn' Dich fort und nah und zu Zweien,
ich kenn' Dich flüsternd, hör Dich schreien.

Du legst Dich hin vor mir,
ich bin mit Dir allein und Du mit mir.
Etwas zieht Dich an und etwas aus vor mir,
und während wir warten,
führst Du mit Händen, mit zarten,
wie einst mich aus den Häuserwänden,
mich hinauf nun in des Sommers Garten.

Abschied aus dem Wiesenblühen,
Gesänge aus des Efeus Ranken -
spür' ich Deine Klänge durch die Lande ziehen,
seh ich Dich lange noch die Ernte fühlen -
in den Jahren, die nun meine neue Mitte sind,
durch die sich nun Dein Faden spinnt.
In Gedanken...
...bei Dir im Jugendraume,
bin ich durchs Leben gegangen.
Du hast Dich in meinem Traume gefangen!

Dein Zimmer
ist verwaist.
Du bist verreist.
Für immer.

Doch ich baue eine Zeitmaschine
und flieg' zu Dir.
Dass ich Dich, Du Kennerin, noch wiederseh'...?!
Biene!
In jedem Fall bleibst Du für mich:

Die Sennerin vom Königssee!
                                                                          
April 2004

Bluetenzweig

--> Die Zeichnung ist von ihr (Original aus den 80er Jahren,
     wohl Skriptol auf Bütten) und hängt bei mir im Zimmer. :)

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