Der
winterliche Spiegelsee zu Beginn der
Industrialisierung
Im Seidenmatt des starren Sees glüht fahl der Wintersonnenbrand. Mild das Spiegellicht sich flüchtig bricht Natur über stillem, spinnweb-weissem Raureifland. Buntes Herbstlaub ward im Fallen noch vergossen und am Wegesrand mit gläsern-grauem Nebelgreif umschlossen. Des Bildes Feinstruktur wie bläulich-blitzend Sintersand. Doch plötzlich, in Blickesrichtung nun, gleich neben der Mittellichtung: Dünengleich geschwungen Uferschilf! Lang und längst umhüllt vom harten Eise, und es ward auf eigentümlich Weise, als suchte kalte Luft im Hitzepelz - wie Wellenbruch an harten Klippen - mittels aller Quellen und Dichtung Hilf' erbauend sich zu küren! Ja, drehte sich doch alles, alles etwas nur, nur ganz seicht, ein kleines bisschen nur im Kreise, so könnte ich - vielleicht - den sinnlich tauend Glitzerschmelz so weich und pur wie zarte Lippen spüren! Doch starr und still liegt stet und unbewegt, und über alle Weiten eingeschneit: der Spiegelsee. Ob jener ruhevollen, klaren Ewigkeit mir nun die Augen tränen, zu kristall'nen Perlen gefriert mein Hauch unter grellem Schrei des hohen Zuges wilder Abendgänse, welche mitsich tragen im Gefieder all die Jahresbilder; von Rosen und von Schwänen, von Tälern, Hügeln, Wiesen und Flüssen, von leidenschaftlich Frühlingsküssen an holden Wasserfontänen. Es senkt sich nun die schwere rote Glut, eben schon am Heimathafen lauernd, milchig schimmernd nieder. Nur die Nacht wird alles überdauern. Bald schlafend, bald in neuem Lebenskampf, bald in wieder weisendem Verlauf. Und am trübem Horizont der Sterne, steigt, weit, weit in der Ferne, nur der dunkelschwarze Dampf der ersten Eisenbahn herauf. August 2021 |