Das Album
umfasst u.a. 14 Aufnahmen aus Bremen. Der genaue Autor ist unbekannt, lebte
aber wohl in
Bremen in der Herderstr.
im "Viertel".
Acht Abzüge
messen 12,5 x 16,5 cm, die restlichen haben das Format 9 x
12 cm.
Die Hälfte
der Bilder zeigt - leider - Motive und Perspektiven exakt synchron zu den
damals typischen
Postkartenmotiven
und sind daher nicht besonders spektakulär selten. Dieses Bischofstor-Bild
ist eines,
das individueller
und untypischer, und daher - aus heutiger Sicht - interessanter ist.
.
.
Zunächst einmal
wird das Bild natürlich gescannt. Dieses ist eines von vier 9x12-Bildern,
die sich auf einer
Albumseite zugleich
befinden, die DinA4 hat.
Mir macht das Restaurieren
alter Bilder viel Spass, auch wenn es manchmal sehr mühselig und ermüdend
ist!
Mit meiner Arbeit
kann ich dem damaligen Fotografen nahe sein... denn der Fotograf hätte
ja auch ich selber
sein können...
nur eben in einer anderen Zeit, in einer anderen Rolle, in einer anderen
Geschichte...
Das Wissen darum,
wieviel Arbeit es machte, damals den grossen Holzkasten mit den Bildplatten
mitzuschleppen,
umständlich aufzubauen, um eine Stimmung, vielleicht sogar ein persönliches
Gefühl
einzufangen und
zu versuchen, dieses für die Nachwelt zu erhalten. Um es an einen
späteren, unbekannten
Betrachter zu vermitteln
und zu zeigen: "Seht, ich war heute hier, an dem und dem Ort, und möchte
meine Ein-
drücke wie
eine Flaschenpost ins weite Meer der Geschichte werfen, auf dass sie jemand
eines Tages finden
wird..."
Das ist das Schöne
an der individuellen Kunst, die durch das Bedürfnis eines persönlichen
Ausdrucks entsteht,
egal ob Literatur,
Malerei oder Fotografie...
Diesen Moment kann
ich nun finden, erkennen, würdigen und die Arbeit daran fortführen.
Bestimmt würde es
dem damaligen Fotografen
eine Ehre und Freude sein, dass sich seinem Bild auch 110 Jahre nach dessen
Entstehung jemand
annimmt, es ausgiebig betrachtet und es aufarbeitet - da bin ich mir sicher.
:-)
Niemals jedoch hätte
er wohl geahnt, dass man sein Bild sogar digital wird "scannen" und "nachbearbeiten"
wird können,
ja überhaupt nur auf einem "selbstleuchtenden Fenster" ausserhalb
jedes papierenen
Materialismus wird
darstellen können...
Zum anderen steigert
es das Selbstwertgfühl, durch eigenen Arbeitseinsatz und eigene Kreativität
ein Werk in
aufgewerteter, restaurierter
Form präsentieren zu können! Denn z.B. historische Postkartenmotive
allein
quantitativ zu sammeln,
bedeutet zwar auch schon langewierige Sucherei nach seltenen Objekten,
kann aber
letztlich jeder,
der bereit ist entsprechendes Geld dafür zu zahlen.
Eine Restaurierung
hingegen bedarf zusätzlicher, individueller Kreativität und viel
Zeit und Geduld allein für ein
einziges Bild!
Solcherlei vergammeltes
Originalmaterial ist dann auch vergleichsweise so preiswert, dass einem
die
Verkäufer regelrecht
leid tun können...
Es ist halt wie
bei einem Oldtimer-Autowrack, das man nach Jahrzehnten aus einer Scheune
befreit und
eigenständig
in vielen Stunden hingebungsvoller Feinarbeit wieder instandsetzt und dem
guten Stück neues
Leben einhaucht.
Die erste Ausfahrt ist dann natürlich umso erfüllender, umso
sinnlicher.
Als nächster
Schritt wird das gescannte Bild nun gedreht.
Der Scan allein
und als solcher zeigt übrigens schon das Bild x-mal besser, klarer
und grösser, als es über-
haupt im Original
betrachtet werden könnte. Der pure Scan ergibt also schon eine deutliche
Aufwertung des
Bildes - und für
Puristen mag auch die 1:1 Darstellung des vorgefundenen Materials dessen
zeitgenössische
Authentizität
auf diese Weise am besten vermitteln - ich mag es, aus dem Bild noch das
Meistmögliche an
Realismus oder /
und Stimmung rauszuholen.
Beim Zuschneiden,
nach dem Drehen, fällt natürlich etwas Bildinformation an den
Randbereichen weg, aber
das ist mir ein
gerader Horizont wert. Zumal ich die Bischofstor-Ecke kenne und sie nicht
auf die Weise
abschüssig
oder hügelig ist. Der Fotograf mag sich an der Senkrechten der Laterne
orientiert haben, ich
sehe den Denkmalsockel,
der kaum schief gestanden haben wird, als massgeblich für die Senkrechte
an.
.
Als nächtes
wird das Bild geputzt. Das kann in der original Grösse mehrere Stunden
in Anspruch nehmen!
Man sollte das Bild
in möglichst hoher Pixel-Dimension gescannt haben und ebenso in dieser
Grösse auch
bearbeiten, zumindest
vom Staub befreien, denn je detaillierter die Korrekturen, desto mehr bleibt
die Gesamt-
struktur, bleiben
die Originaldetails erhalten. Ausserdem hat man das Bild dann sauber in
dem grösserem
Darstellungs-Format,
was zur Archivierung und ggf. für spätere Anwendungen sinnvoll
ist, bzw. sein kann.
Quadratzentimeter
für Quadratzentimeter wird nun also der weisse Staub (bei Dias ist
es schwarzer) wegge-
schmiert. Über
grössere Partien, wie die Knicke, werden intakte, ähnliche Partien
rüberkopiert und deren
unpassende Randbereiche
und Kanten mit der Umgebung verschmiert.
In wieweit die allerneuste
und teuerste Scannergeneration den Staub automatisch wegmachen kann, weiss
ich nicht, allerdings
stösst das so oder so an Grenzen, spätenstens dann, wenn der
Staub eben nicht mehr
physisch auf der
Scanvorlage aufliegt, sondern sich schon als Flecken auf dem Abzug befindet.
Ab einem
bestimmen Punkt
/ Schwellenwert kann die Software natürlich nicht mehr zwischen Motiv
und Staub unter-
scheiden. Auch beim
manuellen Putzen kann es sein, dass man eine weit entfernte Ente auf einem
See weg-
wischt, die sich
eben nur noch als kleiner schwarzer Fleck (auf Dias) bemerkbar machte,
oder eín Stück
Papier, was auf
dem Boden liegt, für Staub hält. Oder ein Stück abgeblätterte
Baumrinde, eine extreme
punktuelle Sonnenreflektion,
o.ä. Lichtpunkt- und Schattenerscheinungen, u.s.w.
.
Zwei Staub- und Kratzerbereiche
in Originalgrösse.
.
Nachdem das Bild
nun, mehr oder weniger, "blitzblank" ist, kann man, nach subjektivem Empfinden,
den
schwarz-weiss-Wert
einstellen. Die Farbe einfach zu 100% rauszunehmen, ist wenig sinnvoll,
denn dadurch
wird das Bild meist
völlig bleich und aschfahl. Mit etwas Tönung des Graus behält
das Bild noch Ausdruck!
Je brauner wiederum,
desto nostalgischer und vergilbter wirkt es. Je bläulicher, desto
mehr sieht es nach
kühlem Zeitungsdruck
aus, u.s.w.
Oben ist jetzt der
Braunton raus. Aber es ist immer noch sehr matt. Die auf der gilben Version
dunkleren
Randbereiche links
und rechts, die jeweils etwa 1/4 der Bildbreite ausmachen, habe ich vorher
schon in
mehreren Markierungsschritten
aufgehellt.
.
Jetzt verstärke
ich den Kontrast insgesamt, bearbeite aber auch noch verbliebene oder neu
entstandene,
partielle Helligkeitsunterschiede,
wie z.B. immer noch in Resten die Randbreiche, oder hell-dunkel-Wellen
und Schlieren inmitten
des Bildes.
Ich gebe auch etwas
Schärfe rein, wobei man hier nur im Schwarzbereich schärfen sollte
(wenn das Foto-
programm diese Option
anbietet), da sonst der weisse Griesel bei der Schärfung unnötig
übersteuert.
.
.
In der letzten Phase
geht es hauptsächlich um die einzelnen Objekte auf dem Motiv selbst.
Ich koloriere, sozusagen,
das Bild nach. Wohl ähnlich wie die alten Meister der Kolorierung
von s/w-Bildern
um 1900 es taten.
Den Denkmalsockel
schwärze ich etwas und versuche auch diese beiden sichtbaren Seiten
des vierseitigen
Blocks etwas kontrastreicher
voneinder zu trennen. Ebenso dunkle ich den Baumstamm rechts etwas ab.
Am markantesten ist
der Baum in der Mitte, den ich in möglichst detailreich in seiner
Zweigstruktur markiere,
nocheinmal Kontrast
zugebe und dann ins Bläuliche setze, gegenüber den Hintergrund-Baumbereichen,
denen ich einen
Touch rötlich-braun gebe. Auch kann man so in weiterem Hintergrund
die Entfernungsebenen
etwas voneinander
abgrenzen. Die Bäume links hinter dem Sockel habe ich, gegenüber
denen, die noch
dahinter liegen
und hier die weiteste Entfernung darstellen, ganz leicht anders eingefärbt.
Die Laterne wird
wohl im Original weiss oder grün gewesen sein. Zumindest grau. Der
Sockel ist ganz klar
dunkler als der
Mast. So habe ich den Mast samt Lampe grünlicher gezeichnet und im
Kontrast wiederum
vom Baum abgesetzt.
Auch der gesamte Baum rechts ist noch, entsprechend dem Baum zuvor, bearbeitet.
Die Kiste (oder
Strohballen?) etwas heller, was helles Holz, bzw das Stroh suggeriert.
Den Mantel der Person
etwas dunkler und damit kontrastreicher, der Schirm wird wohl damals kaum
in
Kitty-Pink gewesen
sein, auch nicht quitschgrün, oder neongelb - er war sicher matt.
Wie es ausschaut auch
nicht weiss, aber
auch nicht pechschwarz. Nehmen wir mal an, irgend so ein dickes Stoffgewebe
in einem
Khaki- bis Olivgrün
gehalten.
Zum Schluss habe
ich noch den oberen Himmelsbereich "entschärft", also softer gesetzt.
Mir gefällt
das Ergebnis - bin damit sehr zufrieden! :-)
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