...
----- Wollte Euch doch erzählen, wie es zu diesen Aufnahmen
kam.
Es sind mehrere Aspekte, die da zusammenkamen. -----
1.
Als
allererstes war da im Kippenberger Kunstunterricht der 5. oder 6. Klasse
ein Foto, das wir
als
Kopie bekamen (oder das in einem Buch war). Darauf sah man, noch in s/w
natürlich, die
seitliche
Fensterfront eines Greyhound-Busses und 2-3 markante Gesichter von Sitzenden
hinter
der Scheibe. Das fand ich kultig! Für mich offerierte das tatsächlich
einen enormen
künstlerischen
Ausdruck - sowas wollte ich auch mal machen!
Dieses
Bild sollten wir dann kommentieren, oder Fragen dazu stellen / beantworten...
was man
halt
so im Kunstunterricht und in der Schule im Allgemeinen so macht.
Würde
ich selber so ein Bild kreieren, dachte ich mir damals dabei, bräuchte
ich mir keine
Fragen
dazu auszudenken. Dann würden andere Leute bei ihrer Betrachtung ihre
Überlegungen
dazu
anstelllen...aber ich wäre fein raus, weil ich sagen könne: "Das
Werk entstand rein
intuitiv..."
;-)
2.
Zum
anderen drehte Günter Wallraff im Jahre '86 seinen Film zum Buch "Ganz
unten", welcher
mit
verstecker Kamera Missstände in der Republik aufzeigte. Das fand ich
äusserst vorbildlich
und
verdienstvoll (obwohl ich den Wallraff-Film gar nicht gesehen hatte). Nun,
für "ganz unten"
hielt
ich mich schon, es fehlte also nur noch die versteckte Kamera zum Aufzeigen
von allerlei
Missständen.
Ich hoffte also tatsächlich irgendwas Einmaliges vor die, erstmalig
nur noch 2cm
kleine
Linse zu kriegen, wenn ich nur lange genug rumlief. Wie sich aber so herausstellte,
gab
es
in der Kaufrausch-Konsum-Welt des Jahres '88 nicht allzuviel Übel
aufzuspüren... ;-)
3.
Dann
gab es Mitte der 80er unter der Jugend-Fersehreihe "Denkste" einen Spielfilm
(es waren
immer
Spielflime mit meist irgendeinem sozio-psychologischen oder surrealen Hintergrund),
in
welchem
ein jungendlicher Einzelgängertyp plötzlich seinen Doppelgänger
in der Stadt sieht!
Da
es aber nur einen kurzen Moment war, beschliesst er einen Beweis für
die Existenz dieses
Doppelgängers
zu erbringen. Dazu muss er dem Doppelgänger natürlich nochmal
begegnen.
Er
weiss aber nicht, wann und wo und ob überhaupt das wieder sein könnte.
So schnappt er
sich
seine Super-8 Kamera und irrt wahllos durch Berlin.
Sofern
er irgendwo meint, ihn auch nur entfernt zu sehen, "zieht" er seine Kamera
und hält
drauf.
Die daraus resultierenden, fusseligen, verwackelten Sequenzen wurden in
den Spielfilm
mit
eingebaut, oder der Junge schaute sich die Aufnahmen später zuhause
mit dem Projektor
an.
Ob er je wieder seinem Doppelgänger begegnete, oder wie sonst die
Geschichte ausging,
ist
mir nicht mehr bekannt.
"Denkste!"
war, für jene Zeit, cineastisch immer richtig gut umgesetzt, fand
ich. Da war von
Power
bis Melancholie alles drin. Originelle Grossstadtgeschichten eben. Leider
gab es
"Denkste!"
nur relativ selten (heute finden sich 'n paar Schnipsel in den Video-Portalen).
Diese
Doppelgänger-Episode fand ich "voll underground" und zeigte auf, wie
wichtig es doch
war,
immer eine Kamera einsatzbereit dabei zu haben (und hat heute fast jeder
im Handy).
4.
Der
eigentliche, pragmatische Grund jedoch war, dass ich am 8mm-Rekorder eine
sehr gute
Einzelframe-Weiterschaltung
plus Standbild hatte und unterwegs wahllos irgendwelche, zufällig
scharfe
Bilder einfangen wollte. Zum späteren Abzeichnen als eben solche Standbilder.
Dazu
klebte ich dann eine Folie auf die damals noch sehr runde Fernseher-Mattscheibe,
wählte
ein
Standbild, verstärkte ggf. den Kontrast oder machte es dunkler und
zeichnete dann mit
wischfestem
Filzstift die dunklen Konturen nach.
So
entstand z.B. dieses Bild von der Berliner Hochbahn.
.....
Aber
mehr als 3-4 Zeichnungen und ein paar schlechte Versuche wurden es dann
doch nicht.
"Richtige"
Fotos machen und dann ggf. als Dias abpausen, statt vom matschigen Videoscreen,
erschien
mir dann doch die bessere Methode.
Nun,
heute gibt es den Computer - und erst jetzt, nach 22 Jahren, können
tatsächlich die
damals
geplanten, zufällig scharfen Screenshots künstlerisch und publizistisch
etwas zu Ehren
kommen.
In Form von zusammengesetzten Collagen.
Das
ist genau die Methode, die damals am völlig undenkbarsten von allen
Verarbeitungsoptionen
gewesen
ist! -> Einen Videoscreenshot digital abspeichen und die abgespeicherten
Bilder dann
auch
noch neu zusammenpuzzeln, beschneiden, farblich verändern, drehen,
schärfen, u.s.w.,
sowas
blieb damals allenfalls der Forschungsindustrie, Hollywood, oder dem Millitär
vorbehalten.
....
..
Heute
- im Nachhinein - schade, dass ich damals nicht doch viel, viel mehr auf
diese Art und
Weise
aufgenommen habe... denn jetzt lässt es sich gut verarbeiten!
Allerdings, wenn HDTV
mainstreamfähig
wird, dann wirken so alte Aufnahmen noch matschiger als ohnehin schon.
Aber
vielleicht kann man alte Aufnahmen dann wiederum noch besser restaurieren,
vllt sogar
zu
echten 3D-Clips generieren... wer weiss.
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